PWM vs. DALI – Welche Dimmtechnik ist die beste für Ihr Projekt?
Die Frage „PWM oder DALI?“ begegnet Planer:innen ebenso wie ambitionierten Heimwerker:innen. Beide Ansätze dimmen LEDs zuverlässig, unterscheiden sich jedoch deutlich in Architektur, Funktionsumfang und Skalierbarkeit. Der folgende Überblick erklärt die Technik, zeigt typische Einsatzszenarien und hilft, die richtige Entscheidung für Ihr Projekt zu treffen – neutral, praxisnah und ohne Produktempfehlung im rechtlichen Sinne.
Funktionsprinzipien in Kürze
PWM (Pulse Width Modulation) steuert die Helligkeit, indem der LED-Strom in sehr schneller Folge ein- und ausgeschaltet wird. Das Verhältnis von „Ein“- zu „Aus“-Zeit (Duty Cycle) bestimmt die wahrgenommene Helligkeit. Die Spannungsversorgung bleibt konstant, die „mittlere“ Leistung sinkt beim Dimmen.
DALI (Digital Addressable Lighting Interface) ist ein bidirektionaler, genormter Feldbus (IEC/EN 62386). Hier werden digitale Befehle (z. B. „Gruppe 3 auf 40 %“) über eine zweiadrige Steuerleitung übertragen. Die eigentliche Strom-/Spannungsregelung übernimmt der nachgeschaltete DALI-fähige Treiber in der Leuchte.
Verkabelung & Topologie
- PWM: Häufig Konstantspannungs-Setups (z. B. 12/24 V LED-Streifen) mit Netzteil → PWM-Dimmer → Leuchtmittel. Das Steuersignal und die Last liegen meist auf derselben Leitung; Leitungslängen, Querschnitte und Spannungseinbrüche sind zu beachten. Für mehrere Zonen werden getrennte Dimmerkanäle benötigt.
- DALI: Separate Busleitung (polaritätsfrei) zusätzlich zur Energieversorgung. Jede Leuchte (bzw. jeder Treiber) erhält eine DALI-Adresse, kann Gruppen und Szenen zugeordnet werden. Stern- oder Linienstruktur sind möglich; der Bus ist galvanisch getrennt und normiert.
Steuerung, Adressierbarkeit & Szenen
- PWM eignet sich gut für einzelne Kreise oder wenige Zonen. Viele Dimmer unterstützen Push-Button, 0–10 V, Tastereingänge oder Funkschnittstellen; Szenen sind über externe Controller realisierbar.
- DALI ist von Haus aus adressierbar (Einzeladresse, Gruppen, Broadcast) und unterstützt Szenen, Übergangszeiten, Rückmeldungen (Status/Fehler) sowie erweiterte Features wie Farbtemperatur- (DT8 Tunable White) und RGBW-Steuerung.
Dimmbereich, Flicker & EMV
Der wahrgenommene Komfort hängt stark von der PWM-Frequenz und der Treiberqualität ab. Niedrige Frequenzen können flimmern (Slow-Motion-Video, Kamera-Workflows, sensible Nutzer:innen). Moderne PWM-Dimmer arbeiten mit höheren Frequenzen und sauberer Flankenformung; dennoch sollten Installationslängen und EMV beachtet werden.
DALI selbst ist nur das Protokoll – das Flickerverhalten hängt vom DALI-Treiber ab. Hochwertige DALI-Treiber ermöglichen großen Dimmbereich (z. B. 1 % bis 100 % oder tiefer), oft mit Hybrid-Dimmung (Kombination aus Amplituden- und PWM-Dimmung) für flimmerarme Ergebnisse.
Skalierbarkeit & Integration
- PWM punktet bei kleinen bis mittleren Installationen mit überschaubarer Kanalzahl. Für größere Umgebungen steigt der Verdrahtungs- und Controller-Aufwand; zentrale Szenen/Logiken benötigen meist zusätzliche Gateways.
- DALI ist für Gebäudetechnik entworfen: bis zu 64 Teilnehmer pro Linie, Gruppierungen, Szenen, Notlicht-Erweiterungen und einfache Integration in Gebäudeautomation (z. B. via DALI-Gateways zu KNX/BACnet). Für gewerbliche Flächen, Büros oder Bildungsbauten ist diese Skalierung oft entscheidend.
Kompatibilität & Zukunftssicherheit
PWM-Dimmer sind herstellerübergreifend nutzbar, solange Spannung/Leistung/Anschluss passen. Achten Sie auf kompatible LED-Treiber (Konstantspannung vs. Konstantstrom) und ausreichende Reserveleistung.
DALI ist genormt (DALI-2); Geräte verschiedener Hersteller sind grundsätzlich interoperabel. Für Farbsteuerung empfiehlt sich die Beachtung der DT-Typen (z. B. DT6 für Ein-Kanal, DT8 für Tunable White/RGBW). Firmware-Updates, Diagnose und Rückmeldungen erhöhen die Lebenszyklus-Transparenz.
Kosten & Inbetriebnahme
- PWM: Geringere Einstiegskosten, schnelle Umsetzung, besonders bei LED-Streifen, Akzent- oder Möbelbeleuchtung. Aufwand entsteht primär durch saubere Lastverteilung, Leitungslängen und ggf. Schrank-/Profilintegration.
- DALI: Etwas höhere Material- und Inbetriebnahmekosten (Busversorgung, DALI-Controller, Adressierung). Der Mehrwert liegt in zentralem Management, Gruppen/Szenen, Diagnose und einfacher Erweiterbarkeit.
Typische Einsatzszenarien
- PWM bevorzugt, wenn: einzelne Räume, Akzent-/Ambient-Licht, geringe bis mittlere Kanalzahl, kein Bedarf an komplexen Szenen oder Gebäudeschnittstellen.
- DALI bevorzugt, wenn: mehrere Räume/Zonen, professionelle Lichtsteuerung, Anforderungen an Szenen, Rückmeldungen, Notlicht, Integration in GLT/Smart Building oder lange Nutzungsdauer mit Änderungsbedarf.
Einkauf & Komponenten (interne Links)
Für Projekte mit LED-Streifen und Konstantspannungs-Setups finden Sie passende PWM-Dimmer für LED-Streifen sowie LED-Netzteile in unterschiedlichen Leistungsklassen in unserem Shop:
Für adressierbare Installationen mit Bus-Topologie informieren Sie sich zudem über DALI-fähige LED-Treiber und Systemzubehör:
Hinweis: Bitte prüfen Sie vor der Bestellung Datenblätter, elektrische Kenndaten und Normen. Die Links dienen der Orientierung.
Entscheidungscheck (neutral)
- Projektgröße & Zonen: wenige Kanäle → PWM praktikabel; viele Adressen/Gruppe/Szenen → DALI vorteilhaft.
- Integration: Keine Gebäudeautomation → PWM genügt häufig; KNX/BACnet/GLT → DALI einplanen.
- Lichtqualität: Kamera-/Medienumgebungen oder sehr tiefe Dimmwerte → Frequenz/Hybrid-Dimmung/Herstellerdaten prüfen.
- Lebenszyklus: Wartung/Diagnose/Rückmeldungen wichtig? → DALI bringt Transparenz.
- Budget & Zeit: Enges Budget/DIY → PWM startet günstiger; komplexe Anforderungen → DALI rechnet sich langfristig.
Fazit: Beide Dimmtechniken sind technisch ausgereift. Entscheidend sind Rahmenbedingungen wie Skalierung, Integrationsbedarf, gewünschte Lichtqualität und Budget. Mit den oben genannten Kriterien finden Sie die passende Lösung, ohne sich auf eine Technologie festlegen zu müssen.